Spielzeug vs. Montessori-Prinzipien

Aug 5, 2024 | Alltag, spielen, Spielvergnügen für die Familie | 0 Kommentare

Montessori Einführung Teil 2: Wichtige Prinzipien für den Alltag

1.     Einleitung

In der Montessori-Pädagogik geht es nicht nur um teures Spielzeug. Es geht um eine besondere Haltung und ein Verständnis für die Entwicklung deines Kindes. In Teil 1 haben wir über die Montessori-Haltung gesprochen. Heute schauen wir uns einige grundlegende Montessori-Prinzipien an, die weniger bekannt sind, aber entscheidend, um Montessori sinnvoll in den Alltag zu integrieren.

2.     Inhaltsverzeichnis

  1. Der absorbierende Geist
  2. Humane Tendenzen
  3. Sensible Phasen
  4. Beobachtung
  5. Die vorbereitete Umgebung
  6. Praktischer Tipp
  7. Merke: Das Wesentliche auf einen Blick
  8. Kurzversion für deinen Partner

Auf YouTube findest du hier das Video zum Blog!

3.     Der absorbierende Geist

Kinder nehmen alles aus ihrer Umgebung auf wie ein Schwamm. Sie beobachten, hören zu und lernen unbewusst. Dies nennt man den “absorbierenden Geist”. In den ersten sechs Lebensjahren lernen Kinder besonders intensiv durch Beobachten und Nachahmen. Sie nehmen Sprache, soziale Verhaltensweisen und sogar kulturelle Normen auf, ohne dass wir es ihnen direkt beibringen müssen. Das bedeutet, dass die Umgebung, die wir schaffen, und die Art und Weise, wie wir uns verhalten, großen Einfluss auf ihre Entwicklung haben.

4.     Humane Tendenzen

Menschen haben grundlegende Bedürfnisse, die sogenannten humanen Tendenzen. Diese umfassen:

  • Orientierung: Kinder brauchen Erwachsene mit einer klaren Haltung und Werte die sie bewusst, wie auch unbewusst an ihre Kinder weitergeben. Im Alltagstrott helfen hier klare Strukturen und Routinen.
  • Ordnung: Kinder lieben es, Dinge an ihren Platz zu stellen. Eine aufgeräumte, reduzierte und nicht überladene Spielumgebung hilft ihnen, sich zu orientieren.
  • Kommunikation: Von klein auf versuchen Kinder, sich auszudrücken. Sprich im richtigen Moment mit ihnen, beobachte ihre Reaktion und Mimik. Höre aktiv zu,  schweige und genieße den Moment.
  • Entdeckung und Aktivität: Kinder wollen ihre Umgebung erkunden. Gib ihnen die Möglichkeit, sich sinnvoll und sicher auszupowern und Neues zu entdecken.
  • Problemlösen: Kinder versuchen oft, Herausforderungen selbst zu bewältigen. Lass sie es versuchen und unterstütze sie bei Bedarf.
  • Wiederholung: Kinder wiederholen gerne Aktivitäten, um sie zu meistern. Gib ihnen die Zeit und den Raum dafür. Wiederholungen sind nicht langweilig!!!
  • Abstrakte Bilder und Vorstellung: Kinder entwickeln mit der Zeit die Fähigkeit, abstrakt zu denken. Ermutige sie, Geschichten zu erfinden, frei zu spielen und zu malen. Bedeutet gib ihnen den Raum dazu, dass sie aus sich heraus tätig werden können.
  • Sensible Phase für Ordnung, Bewegung und Sprache: In bestimmten Zeiträumen lernen Kinder diese Fähigkeiten besonders gut. Beobachte, wann dein Kind diese Phasen durchläuft, und unterstütze es gezielt.

 

„Dein Kind kann vieles selbständig, aber nicht allein.“

 

5.     Sensible Phasen

Kinder haben besondere Zeiträume, in denen sie bestimmte Fähigkeiten leichter lernen. Diese Phasen nennt man sensible Phasen. Sie sind zeitlich begrenzt und kehren nicht mehr zurück, wenn sie vorbei sind. Es gibt mehrere sensible Phasen:

  • Ordnung: Kinder im Alter von 1 bis 4 Jahren haben ein starkes Bedürfnis nach Ordnung. Sie wollen wissen, wo alles hingehört und haben Freude daran, Dinge zu ordnen und zu sortieren.
  • Bewegung: Von Geburt an bis etwa zum Alter von 4 Jahren sind Kinder in einer sensiblen Phase für Bewegung. Sie lernen zu krabbeln, zu laufen und feinmotorische Fähigkeiten zu entwickeln. Unterstütze sie durch sichere, anregende Umgebungen.
  • Sprache: Von Geburt an bis etwa zum Alter von 6 Jahren sind Kinder besonders empfänglich für das Erlernen von Sprache. Sprich viel mit ihnen, lese ihnen vor und höre aktiv zu, um diese Phase zu unterstützen.

6.     Beobachtung

Durch aufmerksames Beobachten verstehen wir besser, was unser Kind braucht. Beobachtung bedeutet, die Interessen und Bedürfnisse des Kindes zu erkennen und darauf einzugehen, ohne zu stören oder einzugreifen.

7.     Die vorbereitete Umgebung

Ein Zuhause, in dem Kinder sich frei und sicher bewegen können, fördert ihre Selbstständigkeit. Alles sollte leicht erreichbar sein, wie Bücher in einem niedrigen Korb. Wenn ein Kind selbstständig Dinge erreichen und wegräumen kann, stärkt das sein Selbstbewusstsein. Die vorbereitete Umgebung ist so gestaltet, dass sie den Entwicklungsbedürfnissen des Kindes entspricht und es zur Selbsttätigkeit anregt.

8.     Praktischer Tipp

  • Absorbierender Geist: Sei dir bewusst, dass dein Kind alles um sich herum aufsaugt. Angefangen bei der vorbereiteten Spielumgebung bis hin zur Stimmung zu Hause. Kinder haben sehr feine Antennen. Reflektiere herausfordernde Situation unter diesem Aspekt und versuche sie zu verändern. Bring Ruhe in dich und das Umfeld.
  • Humane Tendenzen: Als größten Hebel sehe ich da deine klare Haltung, sei der Fels in der Brandung, schaffe einfach Abläufe im Alltag die sich immer wieder wiederholen. Ändere diese Abläufe, sobald sie sich nicht stimmig anfühlen.
  • Sensible Phasen: Nutze die sensiblen Phasen deines Kindes. Wenn es Interesse an Sprache zeigt, lies ihm viel vor und singe Lieder. Wenn es in der Bewegungsphase ist, schaffe sichere Kletter- und Krabbelmöglichkeiten. Nie wieder wird dein Kind so leicht lernen.
  • Beobachtung: Nimm dir täglich ein paar Minuten Zeit, um dein Kind einfach nur zu beobachten. Notiere dir, welche Aktivitäten und Gegenstände es besonders interessieren.
  • Vorbereitete Umgebung: Stelle sicher, dass dein Kind seine Spielsachen selbstständig erreichen und aufräumen kann. Schaffe spezielle Bereiche für verschiedene Aktivitäten, wie eine Leseecke oder eine Malstation.

 

Merke: Das Wesentliche auf einen Blick

  • Der absorbierende Geist: Kinder saugen alles aus ihrer Umgebung ungefiltert auf.
  • Humane Tendenzen: Grundbedürfnisse, die die Entwicklung unterstützen.
  • Sensible Phasen: Besondere Zeiten für das Erlernen bestimmter Fähigkeiten.
  • Beobachtung: Das Kind verstehen und unterstützen.
  • Vorbereitete Umgebung: Eine sichere und ansprechende Umgebung schaffen.

Was du vermeiden solltest:

  • Entwicklungsschritte vorwegnehmen: Zwinge dein Kind nicht, Bewegungen oder Aktivitäten auszuführen, für die es noch nicht bereit ist.
  • Bewegung einschränken: Vermeide es, dein Kind zu lange in begrenzten Räumen wie Laufställen oder Babyschaukeln zu halten.
  • Überstimulation: Halte die Umgebung ruhig und nicht überladen, um dein Kind nicht zu überfordern. Sorge für DICH!
  • Ungeduld: Lass deinem Kind die Zeit, die es braucht, um neue Bewegungen zu lernen und sich zu entwickeln.
  • Zu viel Hilfe: Unterstütze dein Kind, aber lass es auch alleine ausprobieren und Fehler machen. Das fördert die Selbstständigkeit und das Lernen aus eigenen Erfahrungen.

Kurzversion für deinen Partner

Montessori ist mehr als nur teure Spielzeuge. Es geht darum, die natürliche Entwicklung unseres Kindes zu unterstützen. Kinder lernen viel durch ihre Umgebung und haben besondere Lernphasen. Indem wir ihr Verhalten beobachten und unser Zuhause kindgerecht gestalten, fördern wir ihre Selbstständigkeit und ihr Lernen. Das bringt Ruhe und Ordnung in den Familienalltag und stärkt das Selbstbewusstsein unserer Kinder.

Konkrete Tipps:

  • Lass unser Kind bei alltäglichen Aktivitäten mitmachen, damit es durch Nachahmung lernen kann.
  • Feste Routinen und eine vorbereitete Umgebung helfen unserem Kind, sich sicher und selbstständig zu fühlen.
  • Nutze die sensiblen Phasen, um gezielt Sprache, Bewegung und Ordnung zu fördern.
  • Beobachte unser Kind regelmäßig, um seine Interessen zu erkennen und darauf einzugehen.

Ein Kurs bei SPIELVERSPRECHEND.COM zeigt uns, wie wir diese Prinzipien zu Hause umsetzen können, um die natürliche Entwicklung unseres Kindes optimal zu unterstützen und gleichzeitig mehr Ruhe und Harmonie in unseren Familienalltag zu bringen.

Iris Mayr spielversprechend

Hallo, ich bin Iris!

Gründerin von SPIELVERSPRECHEND®, erfahrene Erzieherin und Mama mit Leib und Seele. Meine Erfahrungen mit der Montessori-Pädagogik, dem PEKiP-Konzept und der Sensorische Integration im Dialog helfen mir zu verstehen, was uns kindliches Verhalten sagen möchte.
Ich liebe es, mein pädagogisches Wissen spielerisch an “meine” Eltern und Kinder weiterzugeben.

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